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Dahn im Februar 2012


Zum Tode von Alice Romer, geb. Levy aus Dahn

Von Otmar Weber



Am 13. Februar 2012 ist Alice Romer im Alter von 87 Jahren in Greensboro, North Carolina/USA, gestorben. Alice wurde am 11. Oktober 1925 als Tochter von Fritz Levy und Paula, geb. Katz, in Dahn, Marktstraße 16, geboren. Hier verlebte sie „bis der Hitler kam“ eine glückliche Kindheit. Alice ist zusammen mit den „Katzekindern“ (ihren Cousins & Cousinen) in der Marktstraße 14 und 16 aufgewachsen und hat sich als Kind in Dahn wohl gefühlt. Das änderte sich radikal mit Beginn der NS-Zeit, an die sie keine guten Erinnerungen hat. Im September 1938 emigrierte Alice mit ihrer Mutter Paula in die USA. Dort lebte sie anfänglich in New York und später bis zu ihrem Tode in Greensboro.
1953 heiratete Alice ihren Mann Bert Romer. Er ist 1926 in Kirn geboren und war von 1942 bis 1945 im KZ Theresienstadt, wo er im Krematorium arbeiten musste.

Nach seiner Befreiung durch die Rote Armee ist Bert Romer in die USA ausgewandert. Seine Mutter wurde 1942 in Auschwitz ermordet und ein jüngerer Bruder 1943 im KZ Oranienburg. Sein Vater, ein gläubiger Katholik, der zu seiner Frau stand, und ein älterer Bruder haben überlebt. Auf dem Heimattreffen 1991 in Dahn berichtete Bert Romer zum ersten Mal öffentlich über seine Zeit in Theresienstadt.
Alice und Bert Romer haben eine Tochter Helene Carol. Sie ist Lehrerin, spricht gut deutsch und besuchte mehrmals ihre Großeltern in Kirn. Ihren Dahner Dialekt hat Alice auch in den USA nicht abgelegt. Von ihren Bekannten in den USA wurde sie liebevoll das „Dahner Blättche“ genannt, weil sie über die aktuellen Geschehnisse in Dahn und über ihre Mischpoche (jüdische Verwandtschaft) bestens informiert war.
Mit ihren Dahner Schulfreundinnen hatte Alice bis zuletzt guten Kontakt. Gerne erinnerte sie sich an die katholischen Schwestern, bei denen sie nähen lernte. Alice liebte den Jungfernsprung und den Dahner Wald. Ihr Wunsch, dort noch einmal spazieren gegen zu können, hat sich nicht mehr erfüllt.


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