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Dahn im April 2000


10 Gemeinden im Dahner Tal hatten ihr Zwangsarbeiterlager

Von Otmar Weber



Die Kriegsgefangenen waren in unserer Region meist in Baracken (Bärenbrunnerhof, Biebermühle, Bobenthal, Rumbach), in Tanzsälen (Busenberg, Donsieders), in Turnhallen (Erfweiler) und in Schul- und Kinosälen (Dahn) untergebracht.

Bärenbrunnerhof (1). Das Lager beim Bärenbrunnerhof befand sich, von Schindhard kommend, in der letzten Kurve vor dem Bärenbrunnerhof auf der rechten Talseite unterhalb der heutigen Wohnhäuser der Familie Gut. Die französischen Kriegsgefangenen waren nur beim Bärenbrunnerhof und der Bärenbrunnermühle eingesetzt. Sie wurden vom Dahner Lager 1502 ausgeliehen und monatlich dem Bärenbrunnerhof und der Bärenbrunnermühle in Rechnung gestellt. Man kann demnach von einem Dahner Außenlager sprechen. Später waren hier auch russische Kriegsgefangene bzw. ukrainische Zivilarbeiter/Ostarbeiter untergebracht. Beim Einmarsch der Amerikaner im März 1945 waren in dem Lager vorübergehend deutsche Gefangene inhaftiert.

Bobenthal (2). In Bobenthal gab es zwei Lager.
Das erste Lager befand sich auf der Boltz (Einmündung Porzbach in die Wieslauter). Hier waren von Herbst 1940 bis 1942 französische Kriegsgefangene untergebracht. Die Wachmannschaft rekrutierte sich hauptsächlich aus älteren Männern aus Bobenthal und Niederschlettenbach. 1942 wurde das Lager aufgelöst. Das zweite Lager befand sich am Ortsausgang von Bobenthal in Richtung Weißenburg (am Stadtweg). Auf der linken Seite der Hauptstraße, wo heute das Haus Nr. 19 (Bungalow) steht, ist Ende 1941, Anfang 1942 auf einem Acker ein DAF-Lager mit etwa 5 Baracken errichtet worden. Eine Baracke hatte einen betonierten Boden und wurde als Waschraum benutzt. In dem Lager waren anfangs französische Kriegsgefangene und Zivilarbeiter/Ostarbeiter im Rahmen des Wiederaufbaus untergebracht. Ab 1944 wurde es mit etwa 50 russischen(?) oder polnischen(?) Kriegsgefangenen belegt. Die Kriegsgefangenen wurden von deutschen Soldaten bewacht. Im Saal des Gasthauses Landgasthof haben zwei Frauen aus Bobenthal für die Kriegsgefangenen gekocht.

Bruchweiler (1). 1942 waren im DAF-Gemeinschaftslager Bruchweiler 9 ukrainische Zivilarbeiter/Ostarbeiter untergebracht. Im Juni 1945 wurden 7 russische Staatsangehörige gemeldet.

Bundenthal (0). In Bundenthal gab es kein Lager. Ukrainische und polnische Zivilarbeiter/Ostarbeiter waren in Bundenthal und Umgebung gegen Kost und Logie beschäftigt.
Exekution: Am 31. März 1943, 11.30 Uhr, ist der ukrainische Zivilarbeiter/Ostarbeiter Wasyl Pawlyk wegen Rassenschande im Bundenthaler Wald gehängt worden. Etwa 1 km hinter dem Ortsende Bundenthal in Richtung Niederschlettenbach auf der L 478, etwa 100 m hinter dem Feldkreuz (im Volksmund Fünfwundenkreuz genannt), liegt auf der linken Seite, etwa 200 m oberhalb der L 478, am Waldrand die Hinrichtungsstätte von Wasyl Pawlyk. Man erreicht diese über den Rechtenbacher Weg, der von der L 478 im rechten Winkel fast bis zur Hinrichtungsstätte führt; von der L 478 bis zur Hinrichtungsstätte sind es etwa 300 m.

Busenberg (1). Das Lager in Busenberg befand sich in der Gastwirtschaft Zum Grünen Baum, heute Hauptstraße 32. Hier waren im Saal (Tanzsaal) ab 1944 russische Kriegsgefangene untergebracht. Die Gefangenen wurden unter Bewachung morgens aus dem Dorf zur Arbeit geführt und abends wieder ins Lager zurückgebracht. Arbeitsstellen waren u. a. das Sägewerk Thomasser auf der Reichenbach und der Pionierpark am Dickenberg. Um ihren Hunger zu stillen, haben Gefangene Körbe geflochten, Kinderspielzeug gefertigt und gegen Brot und Lebensmittel getauscht. Es gab auch Tote. Diese wurden in Richtung Dahn weggebracht. Man vermutet, dass sie im Almensäckers Wald oder am Dickenberg begraben wurden. Ferner waren Zivilarbeiter/Ostarbeiter, Ukrainer und Polen, bei Bauern beschäftigt.

Dahn (1). Das Kriegsgefangenenlager 1502 in Dahn befand sich in der Alten Schule, heute Kreisgalerie, Schulstraße 14. Hier waren während des Krieges im 1. Stock in zwei Sälen französische und später russische Kriegsgefangenen untergebracht. Lagerhalter war die Gemeinde Dahn. Die Gefangenen waren hauptsächlich im Gemeindewald eingesetzt. Mehrere russische Kriegsgefangene aus dem Lager 1502 waren gegen Kost und Logie tagsüber bei Bauern in Dahn beschäftigt. Ferner gab es von diesem Lager noch zwei Außenstellen auf der Reichenbach für das Sägewerk Thomasser und beim Bärenbrunnerhof. Gegen Kriegsende, nach der Landung der Alliierten in der Normandie, wurden für Italiener (Badoglios) in der Zeit August - November 1944 zu Schanzarbeiten vorübergehend zwei weitere Lager im Kinosaal Peter Zwick, Pirmasenser Straße 58 und auf dem Gelände der Firma Cronauer, Pirmasenser Straße 62 eingerichtet. Nach dem Einmarsch der Amerikaner am 21. März 1945 in Dahn wurden in der Alten Schule für kurze Zeit deutsche Gefangene untergebracht.

Dahn-Reichenbach. Thomasser (1). Das Lager auf der Reichenbach bestand aus zwei zweistöckigen Holzhäusern. Sie befanden sich zwischen der Eisenbahn und der Wieslauter auf dem Betriebsgelände des Sägewerks Thomasser (heute Gewerbegebiet/Tailleur). Hier waren etwa 15 Zivilarbeiter/Ostarbeiter und 10 russische Kriegsgefangene untergebracht. Sie waren nur beim Sägewerk Thomasser eingesetzt. Die russischen Kriegsgefangenen waren vom Dahner Lager 1502 ausgeliehen und wurden der Firma Thomasser monatlich in Rechnung gestellt. Man kann demnach von einem Dahner Außenlager sprechen kann.

Erfweiler (1). Das Lager in Erfweiler befand sich in der alten Turnhalle am Sportplatz. Hier waren etwa 50 - 60 Polen untergebracht. Morgens wurden sie von einem Wachmann zum Einsatz in Richtung Rumbach geführt. Sie waren sehr wahrscheinlich am Westwall eingesetzt. Ferner wurden Zivilarbeiter/Ostarbeiter gegen Kost und Logie in der Landwirtschaft eingesetzt. Auf der Fischwoogmühle arbeitete ein Ukrainer namens Johann und beim Bauer Franz Keller ein Ukrainer namens Robert.

Erlenbach (0). In Erlenbach gab es kein Lager. Zivilarbeiter/Ostarbeiter haben gegen Kost und Logie in der Landwirtschaft gearbeitet: Bei der Mühle Maushard waren zwei Ukrainerinnen und am Ortsende gegen Niederschlettenbach war ein Ukrainer bei einem Bauer eingesetzt.

Fischbach (1). Das Lager in Fischbach befand sich an der heutigen Dahner Straße, früher Wolfsäckerstraße, auf der rechten Seite (Petersfelsen). Links in den Wiesen standen noch Baracken vom Westwallbau. In den Baracken waren 1940/41 etwa 200 französische Gefangene untergebracht. Die Franzosen waren gegen Kost Privatleuten zugeteilt.

Hinterweidenthal/Kaltenbach (1). Auf der Bahnstation Kaltenbach/Hinterweidenthal waren Zivilarbeiter/Ostarbeiter aus dem Eisenbahnlager Biebermühle/Pirmasens Nord eingesetzt.

Hirschtal (1). Das Lager in Hirschtal befand sich in der Volksschule. Hier waren vorübergehend (einige Wochen) etwa 12 - 20 italienische Gefangene (Badoglios) untergebracht. Sie wurden gegen Kost an Privatleute ausgeliehen.

Ludwigswinkel (1). Das Lager in Ludwigswinkel befand sich beim ehemaligen Reisler Forsthaus am Schönthalweiher. Das Forsthaus ist während des Krieges zerstört worden. Im Lager am Reisler Forsthaus waren in einer Baracke anfangs französische, später russische Kriegsgefangene untergebracht. Das Areal war mit Stacheldraht eingezäunt.

Nothweiler (0). In Nothweiler hat es kein Lager gegeben. Ein Zivilarbeiter/Ostarbeiter war bei einem Bauern beschäftigt.


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