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Dahn im November 2013


Jüdisches Leben in der Pfalz – Ein Kultur-Reiseführer

Von Otmar Weber



Über tausend Jahre reicht die Geschichte der Juden in der Pfalz zurück. Nachdem in der Nazizeit jüdisches Leben in Deutschland zerstört und ausgelöscht wurde, interessieren sich heute immer mehr Menschen für das kulturelle Erben der Juden.
Am 31. Oktober 2013 ist ein Handbuch erschienen, das diesem Interesse Rechnung trägt. Der Titel lautet: Jüdisches Leben in der Pfalz. Ein Kultur-Reiseführer. Das Buch hat 120 Seiten und kostet 12,95 Euro und ist ab 11.11.2013 im Buchhandel zu kaufen. Es ist ein Gemeinschaftswerk des Arbeitskreises Kirche und Judentum der Evangelischen Kirche der Pfalz sowie der Arbeitsgruppe Christentum-Judendentum des Bistums Speyer.
Der reich bebilderte Reiseführer will auf die noch sichtbaren Zeugnisse der jüdischen Kultur hinweisen. Er versucht einen Eindruck vom jüdischen Gemeindeleben früherer Zeiten zu vermitteln und führt durch Kurzbiographien in das Leben wichtiger jüdischer Persönlichkeiten ein. Die einzelnen Kapitel des Buches, die sich an den Regionen in der Pfalz orientieren, aber auch Nachbarregionen mit berücksichtigen, geben zuerst einen knappen historischen Überblick. Die relevante Fachliteratur wird für Laien gut lesbar zusammengefasst. Danach folgen Vorschläge für Exkursionen, durch die Lernorte wie Synagogen, Ritualbäder, jüdische Friedhöfe. Auch Hinweise auf Museen und Gedenkstätten werden gegeben. Den Autoren, allesamt ausgewiesene Fachleute, ist es wichtig, einen lebendigen Dialog mit der wieder erstarkten jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz zu führen. Darum werden am Ende jedes Kapitels praktische Hinweise, Kontaktadressen und Öffnungszeiten zusammengestellt. Übersichten in Listenform, ein Glossar sowie eine Literaturliste runden das Angebot ab.

Die Südwestpfalz wird mit den Regionen Wasgau und Sickingerhöhe ausführlich von Otmar Weber vorgestellt.
Wer sich für jüdische Zeugnisse in der Pfalz interessiert, wird bei einem Besuch im Wasgau über die Vielfalt der noch erhaltenen Reste jüdischen Lebens überrascht sein, denn hier ist auf engstem Raum das gesamte jüdische Ambiente erhalten.
In Dahn befinden sich in der Marktstraße fünf ehemalige jüdische Häuser, davon drei im fast Originalzustand. In der Schäfergasse/Judengasse sind Synagoge und jüdische Schule noch in ihrer ursprünglichen Substanz erhalten. Die florale Ausmalung der Synagoge, durch einen Leimfarbenanstrich konserviert, dürfte mit dem Sternenhimmel an der Kassettendecke einmalig in der Pfalz sein und lohnt einen Besuch.
In Busenberg kann in der Talstraße das einzig erhaltene Mikwehaus in der Pfalz von außen besichtigt werden. Ferner sind in der Talstraße 8 und Hauptstraße 78 zwei jüdische Schulen erhalten. Der Höhepunkt einer Besichtigung in Busenberg ist der Besuch des jüdischen Friedhofs. Die Grabsteine im alten oberen Teil sind noch ganz in der Tradition einer einfachen und schlichten Grabsteingestaltung geschaffen. Wir finden aber auch hervorragende Steinmetzarbeiten im Biedermeierstil oder neoorientalischer Ausprägung.
Die Sickingerhöhe-Tour führt uns von Pirmasens über Rodalben, Thaleischweiler-Fröschen, Höheinöd, Herschberg nach Wallhalben. Pirmasens besitzt drei jüdische Friedhöfe. Ein Friedhof an der Ottostraße. Er wurde in der NS-Zeit völlig zerstört und abgeräumt. Nach 1945 konnten 17 Grabsteine aufgestellt werden. Der älteste Friedhof befindet sich am Gefällerweg. Im Waldfriedhof gibt es eine große jüdische Abteilung; darunter Gräber bekannter Pirmasenser Juden) In Rodalben kann der jüdische Friedhof am Klinkenberger Weg besichtigt werden.
Thaleischweiler-Fröschen besitzt in der Klostergasse 4 noch ein ehemaliges Synagogengebäude und am Eingang Sandhübelstraße im allgemeinen Friedhof den kleinsten jüdischen Friedhof in der Pfalz. Er ist 60 qm groß und besitzt 11 Grabsteine. In der NS-Zeit wurden die Grabsteine abgeräumt und in den 1950er Jahre wieder aufgestellt. Eine gut erhaltene Pergamentschriftrolle in hebräischer Schrift kann im Heimatmuseum bewundert werden. Bei dem Text handelt es sich um das „Schma Jisrael“, dem jüdischen Glaubensbekenntnis.
In Höheinöd befindet sich im heutigen Zentrum des allgemeinen Friedhofs der kleine gut gepflegte jüdische Friedhof. Das ehemalige Synagogengebäude steht in der Matzenbergstraße 3. Herschberg verfügt über den ältesten und größten jüdischen Friedhof der Südwestpfalz. Er diente als Zentralfriedhof für die Juden aus den Nachbarorten. Man erreicht ihn vom allgemeinen Friedhof aus auf dem Grüneplanweg nach 300 m. Er ist einen Besuch wert.
Unsere Letzte Station auf der Sickingerhöhe ist Wallhalben. Hier sind mehrere Zeugnisse jüdischer Kultur erhalten. Gegenüber dem Verbandgemeindegebäude befindet sich am allgemeinen Friedhof der jüdische Friedhof (OT Wallhalben). In der Ortsmitte steht das gut renovierte Ludwig-Katz-Haus. Von hier sind es nur wenige Meter zur Brunnenanlage „Am Felseneck“, wo noch der Zulauf in die ehemalige Mikwe zu sehen ist. Nur wenige Minuten sind es zum jüdischen Friedhof im OT Oberhausen, der sich am allgemeinen Friedhof Ortsausgang Wintersbach befindet. Zum Abschluss unserer Rundfahrt über die Sickingerhöhe bietet sich Wallhalben als Ausgangspunkt für eine Mühlenwanderung im romantischen Wallhalbtal an.

Angaben zum Buch:

  • Titel: Jüdisches Leben in der Pfalz. Ein Kultur-Reiseführer
  • Hrsg.: Bernhard H. Gerlach / Stefan Meißner
  • Preis: 12,95 Euro
  • Seiten: 120
  • Auflage: 3000
  • Verlag: Verlagshaus Speyer, Speyer 2013, ISBN 978-3-939512-58-5
  • Erschienen 31.10.2013
  • Im Buchhandel: Ab 11.11.2013


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