Jüdische Soldaten im 1. WK, Denkmal, Soldatengräber
Erklärender Text zu den jüdischen Soldaten
Von den 400.000 Deutschen, die sich während des Ersten Weltkrieges zum Judentum bekannten, haben etwa 120.000 jüdische Soldaten für Vaterland und Kaiser gekämpft. Etwa 50.000 wurden verletzt und zum Teil verkrüppelt. 30.000 erhielten Tapferkeitsauszeichnungen. Etwa 12.000 jüdische Soldaten starben auf den Schlachtfeldern. Sie wurden damals Patrioten und Helden genannt.
Aus dem Wasgau sind mindesten 10 jüdische Soldaten fürs Vaterland gestorben. Ebenso viele wurden mit dem EK (Eisernes Kreuz = Tapferkeitsmedaille) ausgezeichnet.
Die Gebrüder Julius und Ludwig Levy, Weißenburgerstraße 2, waren beide für Tapferkeit vorm Feind mit dem EK II ausgezeichnet worden. Julius Levy war Soldat an der Ostfront (Galizien) und Ludwig Levy wurde an der Westfront (Somme) schwer verletzt. Beide wurden nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Sigmund Rosenstiel, ebenfalls mit dem EK II ausgezeichnet, wurde am 08.09.1937 nach dem „Heimtückegesetz“ zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Er ist am 13.05.1938 bei seiner Tochter Meta in Schweinfurt gestorben und auf dem jüdischen Friedhof in Euerbach bei Schweinfurt beerdigt. Am 11. November 1934, wurde in Dahn das Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges mit großem Pomp und nationalem Pathos feierlich eingeweiht. Auf zwei Gedenktafeln sind die Namen von 61 Gefallenen zu lesen. Darunter befinden sich drei Dahner Juden: Siegmund Kullmann, Albert Levy und Bernhard Levy.
Das Versprechen, den gefallenen Helden ein ehrendes Gedenken zu wahren, das die Festredner bei der Einweihung feierlich gegeben haben, hat offenbar nicht den drei jüdischen Gefallenen gegolten; ihre Namen wurden bald darauf aus dem Denkmal herausgeschlagen und erst in den 1960er Jahren wieder eingefügt: Siegmund Kullmann, Rechtpraktikant und Unteroffizier der Reserve, starb am 17. September 1914. Er befand sich vor Kriegsbeginn 1914 in den USA. Als er von der Kriegsgefahr und der Not seines Vaterlandes erfuhr, schrieb er seinem Vater auf Pfälzisch: „Babbe, ich kum sofort häm, um em Kaiser siche zu helfe.“ (Nachbarin Meta Serrand, geborene Rosenstiel). Siegmund Kullmann erreichte mit dem letzten Schiff Deutschland, meldete sich freiwillig und ist als einer der ersten Dahner gefallen. Albert Levy ist nach Auskunft des Verbandes VdK im Dezember 1917 gefallen; weitere Informationen liegen nicht vor. Bernhard Levy, Kaufmann, ist als Gefreiter des 3. Bayerischen Chevauleger-Regiments (Leichte Kavallerie) im Mai 1918 in Frankreich gefallen und auf dem deutschen Soldatenfriedhof Sapignies in Frankreich beerdigt.
Auf der Gedenktafel in Busenberg, die sich am Treppenaufgang zur kath. Kirche befindet, ist ein jüdischer Gefallener verzeichnet.
In Erlenbach sind auf der noch erhaltenen Ehrentafel 5 jüdische Weltkriegsteilnehmer mit Foto aufgeführt, einer davon ist infolge seiner schweren Verwundungen später gestorben.
Auf dem jüdischen Friedhof Busenberg befinden sich zwei Soldatengräber. Beide Grabsteine tragen das Eiserne Kreuz mit Eichenlaub.
Siegmund Kullmann Das Grab befindet sich in der Grabreihe 6, Grabstein 13 Der deutsche Text auf dem Grabstein lautet: Siegmund Kullmann Rechtspraktikant u. Uoffzr. d. Res. geb. 14. April 1887 Er starb den Heldentod fürs Vaterland. Verw. am 20. August in der Schlacht bei Mörchingen, gest. im Lazarett zu Karlsruhe am 17. Sept. 1914
Berdolf Pfeiffer Sein Grab befindet sich in der Grabreihe 7, Grabstein 12 Der deutsche Text auf dem Grabstein lautet: Hier ruht in Frieden Berdolf Pfeiffer geb. 21. Dez. 1881 gest. infolge eines im Weltkrieg zugezogenen Leidens am 29. Nov. 1918
Weitere Informationen unter:
Memorial 2014 09 Den Heldentod fürs Vaterland gestorben Memorial 2019 11 Die Einweihung des DenkmalsJulius Levy (Pfeil) als deutscher Soldat, vor 1914 (Foto links) Simon Levy II. als deutscher Soldat, vor 1914 (Foto rechts)
12.000 Jüdische Soldaten sind für das Vaterland gefallen, Plakat Mitte der 1930er Jahre (Foto links) Ehrentafel in Erlenbach für Soldaten im 1. WK, darunter fünf jüdische Soldaten (Foto rechts)
Denkmaleinweihung in Dahn am 11.11.1934, Foto Zwick (Foto links) Dahner Denkmal für die im 1. WK Gefallenen (Foto rechts)
Gedenktafeln mit den Namen aller Gefallenen (Foto links) Die Namen der drei jüdischen Gefallenen auf den Gedenktafeln (Foto rechts)
Grabstein auf dem jüd. Friedhof Busenberg, Siegmund Kullmann, Dahn (Foto links) Grabstein auf dem jüd. Friedhof Busenberg, Berdolf Pfeiffer, Erlenbach (Foto rechts)